Kickball ist ein faszinierender Sport, denn er kombiniert die Dynamik von Baseball und – jetzt werden viele stark sein müssen – Soccer. Das lässt vermuten, dass der Sport nicht aus Europa stammt, sondern in den USA erfunden wurde.
Wer sich darauf einlassen kann, wird einen lebendigen Sport entdecken, der hierzulande noch viel zu selten gespielt wird. Das ist schade, den der Sport ist für alle Altersgruppen geeignet und spricht wirklich jeden an.
Wo man den Sport trotzdem im deutschsprachigen Raum spielen kann, was ihn ausmacht und wie er überhaupt funktioniert, erfährst du hier.
Ursprünge des Sports
Die Anfänge von Kickball werden auf das frühe 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten vermutet. Die Idee des Sports war, Kindern ab dem Kindergartenalter eine einfachere und zugänglichere Version von Baseball zu schaffen. Das Spiel war auch explizit an Mädchen gerichtet, um auch ihnen mehr Möglichkeiten zum Sport zu geben.
Das Spiel wird nicht mit einem Schläger, kleinen Bällen und mehreren Ausrüstung gespielt. Zum Einsatz kommt ein einfacher Ball, zu Beginn war es ein Fußball oder Volleyball. Das hatte gleich mehrere Vorteile, denn nicht jeder konnte sich die teure Ausrüstung leisten, die es beim Baseball erfordert. Durch die Erfindung von Kickball wurden so viel mehr Kindern die Möglichkeit gegeben an einem Sport teilzunehmen. Zudem kommt Kickball durch seine Einfachheit ohne komplizierte Positionen aus, wie man sie aus dem Baseball kennt. Ebenfalls ein großer Vorteil, der den Sport einer breiteren Schicht zugänglich macht.
Zu Beginn fristete der Sport in den USA auch ein krasses Nischendasein, gewann aber in den 1940er Jahren mehr an Popularität, als man insbesondere an Schulen die Idee eines einfachen Baseballs für sich gewann. Kickball war und ist perfekt für den Schulbetrieb geeignet, denn mit einem Lederball konnten Schüler jedes Alters und Größe mitspielen. Insofern übernahm der Sport in den USA eine ähnliche Funktion wie der Fußball in Europa. Eine der schönen Seiten von Kickball ist damit seine Botschaft von Gleichberechtigung und Inklusion. Das ist insofern bemerkenswert, da zu dieser Zeit strenge Regeln und Normen galten, die es jedem Kind gemeinsam ermöglichte, Teil eines Teams zu sein.
Über die Jahre hinweg entwickelte sich Kickball ständig weiter und ist heute mehr als nur ein Pausenspiel. In den USA wird das Spiel in Gemeinschaftszentren und in Parks ständig praktiziert und mittlerweile werden auch in Ligabetrieben Spiele ausgetragen. Die World Kickball Association kümmern sich um die Anliegen aller Kickball-Vereine, haben ihren Fokus aber weiterhin auf die USA. Der Ligabetrieb und die Vereine erhalten hier eine Plattform.
Doch egal wie der Sport sich veränderte, das Spiel raffinierter und ausgereifter wurde, der Geist des Spiels bleibt immer der selbe: zusammen Spaß erleben und fair zueinander sein. Das ist Grund genug sich den Sport genauer anzusehen.
Wie funktionieren die Regeln?
Kickball ist sehr angelehnt an Baseball. Wer schon Erfahrungen mit Baseball gemacht hat, wird sich schnell leicht tun die Kickball-Regeln zu verstehen. Aber auch alle, die komplett neu im Thema sind, werden die Regeln schnell verstehen.
Wer sich ausführlich in englischer Sprache die Regeln ansehen möchte ist bei der World Kickball Association richtig. Wir fassen hier das Wesentliche für einen Schnellstart zusammen.
Kickball-Regeln zum Schnellstart
- Grundlagen des Spiels: Bei Kickball stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die idealerweise zu je neun Spielern bestehen. Das Ziel des Spiels ist, durch Treten des Balls Zeit zu gewinnen, um durch das Erlaufen von Basen Punkte zu erzielen. Gespielt wird auf einem Feld, das den Proportionen eines Baseballfelds sehr ähnelt. Das Feld besteht aus 4 Basen, die quadratisch angeordnet sind und einen Abstand von 13 Metern haben.
- Aufteilung der Mannschaften: Zu Beginn des Spiels wird ausgelost, welche Mannschaft als angreifende Mannschaft startet. Die verteidigende Mannschaft verteilt sich auf dem Feld, wobei jede Base von einem Verteidiger gedeckt wird und sich der Rest der Mannschaft. Der Rest der Mannschaft steht im outfield bzw. Außenfeld. Eine besondere Rolle kommt dem Pitcher zu, der mit Abstand 9 Meter vor der Homebase steht und den Ball zum angreifenden Spieler (Batter) rollt. Der Verteidiger direkt hinter dem Angreifer ist der Catcher. Die angreifende Mannschaft hat zunächst nur einen Spieler, den sogenannten Schlagmann bzw. Batter auf dem Spielfeld, der versucht den Ball möglichst weit zu schießen.
- Spielablauf: Der Schlagmann tritt an der Home Base an und tritt den auf ihn zurollenden Ball so weit wie möglich. Nachdem er getreten hat, läuft er ähnlich wie beim Baseball die Basen ab.
Die verteidigende Mannschaft versucht währenddessen den Schlagmann auszuschalten, indem sie
a) den Ball in der Luft einfangen und damit den Lauf sofort beenden
b) den Ball vom Boden aufsammeln und den Ball durch Passspiel zu einem Spieler befördern, der dann mit Ball vor der nächstgelegenen Base des Angreifers ankommt und diese berührt
c) die Verteidiger den Ball aufsammeln und damit den Schlagmann während des Laufs abwerfen (optional)
d) der Schlagmann es drei mal nicht schafft den Ball ordnungsgemäß ins Feld zu befördern, sprich drei Mal in die Strikezone spielt.
Natürlich muss der Kicker nicht alle Basen in einem Lauf schaffen, sondern kann sich vorher in einer Base in Sicherheit bringen, bevor er von der gegnerischen Mannschaft aus dem Spiel genommen wird. Ist er in Sicherheit einer Base und die Verteidiger erreichen mit dem Ball die nächste Base, bleibt der Angreifer im Spiel und der nächste Kicker der Angreifer ist dran. - Punktezählung: Punkte werden erzielt, indem ein Schlagmann bzw. Kicker nach seinem Kick alle Basen umrundet hat und wieder zur Homebase zurückkehrt. Die Angreifer dürfen ihren Lauf immer fortsetzen, sobald der nächste Kicker seinen Angriff ausgeführt hat.
- Innings: Ein Spiel besteht aus einer festgelegten Anzahl von Innings (normalerweise sechs Innings), wobei jedes Team pro Inning, einmal die Chance hat anzugreifen und einmal zu verteidigen. Die angreifende Mannschaft darf während eines Innings solange versuchen Punkte zu sammeln bis drei Spieler ins Out befördert wurden. Danach ist die andere Mannschaft dran.
- Varianten: Es gibt verschiedene Varianten von Kickball, vor allem um die Anzahl an Spielern anzupassen oder Länge und Größe des Spielfelds zu verändern. Auch die Regeln für das Ausmachen von Spielern, können gerade beim Lernen mit Kindern angepasst und entschärft werden.
- Sieg: Gewonnen hat die Mannschaft, welche nach sechs Innings die meisten Punkte insgesamt erzielt hat. Es kann also eine Mannschaft zwar mehr Innings gewonnen haben und trotzdem verlieren.
Das Kickball-Feld in der Übersicht
- Das Kickball-Spielfeld besteht aus einer als Raute angeordneten Fläche von 13 x 13 Metern, deren Ecken jeweils eine Base bilden.
- Die Homebase ist die Base von der aus der Kicker spielt. Er muss nach dem Kick gegen den Uhrzeigersinn zur ersten, zweiten und dritten Base laufen, um schließlich wieder bei der Homebase zu landen.
- Rechts und links befinden sich die Strikezones. Wird der Ball nach dem Kick hierhin gespielt, gilt der Versuch als Strike. Nach drei Strikes ist der Spieler aus.
- Die verteidigende Mannschaft postiert sich mit einem Spieler jeweils an einer Base. Der Pitcher steht mit 9 Meter Abstand zum Schlagspieler und rollt den Ball. Der Rest verteilt sich hinter der zweiten Base im grün.
Je nach Anzahl der Spieler und vorhandenen Platz, können diese Vorgaben natürlich angepasst werden, um ein flüßiges und angepasstes Spiel zu ermöglichen.
Vorteile des Sports
Kickball ist eben mehr als nur ein einfaches Spiel. Spaß, physische Aktivität und eine große Gruppe unterschiedlicher Mitspieler stehen im Vordergrund, die den Sport so besonders machen. Dadurch dass so viele Spieler auf dem Feld sind, kann kaum ein einzelner Spieler das Spiel alleine entscheiden, vorausgesetzt man kümmert sich um eine gerechte Aufteilung der Mannschaften. Das macht Kickball eben so attraktiv als Schul- und Jugendsport. Aber auch darüber hinaus genießt Kickball große Beliebtheit im Erwachsenenbereich.
Im europäischen Raum kennt jeder die Fußballkomponente des Sports. Für alle Baseballinteressierten ist es die perfekte Möglichkeit auch diesen Sport kennenzulernen.
Stressabbau durch Bewegung in der Gruppe, helfen die körperliche und geistige Gesundheit zu fördern. Die Konzentration und die permanente Kontrolle des Gegners beim Laufen, das Abschätzen, ob man noch eine Base weiterlaufen kann oder nicht fördert die mentale Agilität und Konzentration immens. Der Spieler spielt in der Gruppe, ist aber in großen Teilen auch auf sich alleine gestellt, was zu selbstbewussten Entscheidungen ermutigt.
Nicht zu zuletzt ist die Zugänglichkeit und von Kickball entscheidend. Die Regeln sind etwas komplexer, trotzdem aber schnell gelernt und intuitiv, sobald ein paar Runden gespielt sind. Vor allen Dingen sind die Ausrüstungsanforderungen an den Sport so gering, dass es praktisch mit einem Ball und etwas Platz auf einer Grünfläche losgehen kann. Für Familien, Feste und große Gruppen von Kindern ist Kickball eine fantastische Möglichkeit ein gemeinsames Spiel zwischen Erwachsenen und Kindern anzustreben, ganz gleich wie die Fitnessniveaus der einzelnen Spieler sind. Kickball räumt Barrieren aus dem weg, die in anderen Sportarten oft vorhanden sind.
Für wen ist der Sport geeignet?
- Zielgruppen: Kickball ist der ideale Sport für Jugendliche. Auch Kinder werden Spaß am Spiel haben, sofern man die Regeln lockert und eher den Spaß in den Vordergrund stellt. Für Erwachsene ist der Sport selbstverständlich auch super.
- Ausrüstung und Sicherheit: Für Kickball ist keine besondere Ausrüstung notwendig, da der Sport nicht kontaktintensiv ist. Lockere Laufkleidung und feste, rutschfeste Schuhe sind notwendig und dann kann es losgehen. Entscheidend ist, einen echten Kickball-Ball zu nutzen und eine Möglichkeit zu haben, das Spielfeld zu markieren.
- Schulsport und Freizeitaktivitäten: Kickball ist eine hervorragende Aktivität, die in den Schulsport integriert werden kann. Aber auch für alle Aktivitäten rund um Sommerlager oder andere Freizeitprogramme sollte man immer an Kickbal denken und einen Versuch starten.
Die Zukunft von Kickball im deutschsprachigen Raum
Noch ist Kickball im deutschsprachigen Raum weitestgehend unbekannt und seine Zukunft ungewiss. Dabei hat der Sport das Zeug auch hier Fuß zu fassen und eine tolle Bereicherung für die Sportszene zu werden. Die Fußballkomponente dürfte auf offene Ohren stoßen. Darüber hinaus haben amerikanische Sportarten in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum durchaus großen Zuspruch gefunden. Im Fokus standen dabei aber vor allem Basketball und Football, weswegen es an der Zeit wäre auch dem Baseballsport eine Plattform zu bieten. Dafür würde Kickball eine perfekte Grundlage als spannender Nischensport mit dem Potenzial zum breiten Schulsport bieten.