Dynamisch, komplex und hochspannend: in vielen Teilen der Welt ist Netball ein etablierter Sport. Wie funktioniert Netball, wo kannst du den Sport spielen und welche Ausrüstung brauchst du? All das klären wir in diesem Artikel.
Netball – Was ist das?
Beim Netball spielen zwei Mannschaften gegeneinander und versuchen durch Würfe auf den gegnerischen Korb Punkt zu erzielen.
Grundsätzlich ist bei Netball jedermann willkommen, typischerweise wird Netball aber von Frauen und Mädchen gespielt. Netball wird kontaktlos gespielt, was den Sport deutlich weniger physisch und damit verletzungsanfällig macht.
Woher kommt Netball
Der Ursprung von Netball liegt im Vereinigten Königreich. Aus diesem Grund ist das Spiel auch im sogenannten Commonwealth sehr beliebt. Neben dem Vereinigten Königreich wird vor allem in Australien und Neuseeland gespielt und frenetisch gefeiert.
Aber auch in afrikanischen Ländern des Commonwealth, allen voran Südafrika und Namibia, ist Netball sehr populär.
Vor allem durch Reisen, Schüleraustausch und Studienaufenthalte wird der Sport immer mehr in Festland-Europa verbreitet.
Was ist der Unterschied zwischen Netball und Basketball
Netball ist deutlich weniger körperbetont als Basketball. Durch eine Abstandsregel können sich Spielerinnen nicht gegenseitig behindern und es bleibt Platz zum Werfen.
Im Gegensatz zu Basketball darf man beim Netball nicht mit dem Ball dribbeln. Sobald man den Ball fängt, muss man stehen bleiben und den Ball von dieser Position zu einem Mitspieler passen.
Außerdem steht der Korb frei und hat kein Brett.
Netball in Deutschland
Netball fristet in Deutschland aktuell noch ein Schattendasein. Organisierte Vereine gibt es leider noch wenige. In Berlin bietet der Verein Pfeffersport Netball mit einer Trainerin an.
Einige Lehrer und Lehrerinnen bringen Netball aber verstärkt auf den Stundenplan. Durch seine klaren Regeln und das sehr strukturierte Spiel lernen Schüler so klare Spielabläufe kennen, die nicht nur für Netball nützlich sind.
Netball in der Schweiz
In der Schweiz ist Netball sehr populär. In nahezu jeder größeren Stadt gibt es Club- und Freizeitangebote für Junioren und Senioren.
Es werden Turniere organisiert und die Liga unterteilt sich in eine Matterhorn und eine Monte Rosa Division mit insgesamt 11 Teams.
Eine gute Anlaufstelle für weitere Informationen sind die offiziellen Seiten von SwissNetball.
Netball Europe
Netball Europe ist die Dachorganisation aller Verbände in Europa. Aktuell sind das die Mitglieder England, Gibraltar, Isle of Man, Israel, Malta, Nordirland, Irland, Schottland, Schweiz, Vereinigte Arabische Emirate und Wales.
Länder wie Schweden, Frankreich und Niederlande arbeiten daran, auch Mitglieder zu werden. Darüber hinaus wird in fast allen weiteren europäischen Ländern zunehmend mehr Netball gespielt.
Die Basisregeln von Netball
Netball hat trotz des Korbs, in den der Ball geworfen werden muss, wenig mit Basketball zu tun. Die Regeln sind eher eine Mischung aus Handball und Ultimate Frisbee.
Das Spielfeld, seine Zonen und die Korbhöhe
30,5 m lang und 15,25 m breit. Das Spielfeld wird in drei gleich große Zonen aufgeteilt. Diese werden Verteidigungsdrittel, mittleres Drittel und Angriffsdrittel genannt. Im englischen sind die Bezeichnungen Goal Third und Centre Third gängig. An beiden Enden befindet sich die Torzone mit dem freistehenden Korb. Der Korb ist auf einer Höhe von 3,05 m platziert.
Ein Team besteht aus sieben Spielerinnen.
Ein Match dauert 60 Minuten und wird in Vierteln von 15 Minuten gespielt.
Das Ziel des Spiels ist es, so viele Körbe wie möglich zu machen. Gewonnen hat das Team mit den meisten Punkten. Ein Wurf auf den Korb darf nur aus der Wurfzone getätigt werden.
Die Spieler und Positionen auf dem Pitch
Jede Spielerin hat eine bestimmte Position. Diese wird auch klar erkennbar auf dem Trikot mit zwei Buchstaben angegeben. Anders als bei den meisten Sportarten dürfen die Spieler nicht jede Zone betreten. Zudem darf nicht jede Spielerin einen Korbversuch tätigen.
Folgende Übersicht gibt einen Überblick über die Bewegungsmöglichkeiten der Spielerinnen.
Die Abkürzungen stehen für eine bestimmte Spielerposition. Zudem sind die Zonen eingezeichnet, die die jeweilige Spielerin betreten darf.
Abkürzung | Position | Zonen |
GK | Goalkeeper Torwart | Verteidigungsdrittel + Torkreis |
GD | Goaldefence (Torverteidiger) | Verteidigungsdrittel + Mittleres Drittel + Torkreis |
WD | Wing defence(Außenverteidiger) | Verteidigungsdrittel + Mittleres Drittel |
C | Center (Zentrum) | Verteidigungsdrittel + Mittleres Drittel + Angriffsdrittel |
WA | Wing attack(Außenangreifer) | Mittleres Drittel + Angriffsdrittel |
GA | Goal attack (Angreifer) | Mittleres Drittel + Angriffsdrittel + Torkreis |
GS | Goal Shooter (Angriffswerfer) | Angriffsdrittel + Torkreis |
Nicht jede Spielerin darf im eigenen Torkreis verteidigen, sondern nur Goalkeeper (GK) und Goal Defence (GD). Den gegnerischen Torkreis dürfen nur Goal Attack (GA) und Goal Shooter (GS) betreten und somit auch nur diese beiden Positionen auf den Korb werfen.
Der Center (C) darf das gesamte Spielfeld betreten, mit Ausnahme der beiden Torkreise.
Wing Defence (WD) und Wing Attack (WA) bilden die seitlichen Verbindungsglieder zwischen der Verteidigung und Offensive.
Ablauf
Das Spiel beginnt im Center. Die Centerspielerin spielt einen Pass, der in der Centerzone (mittleres Drittel) angenommen werden muss.
Beim Netball ist es verboten, mit dem Ball zu laufen. Fängt eine Spielerin einen Ball, muss sie stehen bleiben und darf den Ball nur weiter werfen. Das Bein, mit dem man bei der Annahme des Passes auf dem Boden zuerst angekommen ist, darf sich nicht mehr von der Stelle bewegen. Bewegungen und Drehungen sind aber erlaubt. Der Ball muss nach der Annahme innerhalb von drei Sekunden weitergespielt werden.
Lässt eine Spielerin bei der Annahme den Pass fallen, so gilt der Ball als verloren und die gegnerische Mannschaft erhält den Ball. Einen auf den Boden gefallenen Ball darf man also nicht mehr weiterspielen.
Während des gesamten Spiels gilt eine Abstandsregel. Die Spieler müssen zum Gegner 90 cm Abstand halten. Das gilt auch für stehende Spielerinnen, die einen Pass durchführen möchten oder einen Wurf auf den Korb versuchen. Netball ist also ein kontaktloser Sport.
Gespielt wird 60 Minuten lang, wobei in vier Viertel pro 15 Minuten gespielt wird (getrennt durch zwei Intervalle mit 4 Minuten und einer Halbzeit mit 12 Minuten.
Fouls und Strafen
Beim Netball kann ein Schiedsrichter bei Regelverstößen zwei Arten von Strafen aussprechen.
- Freipass (free pass): Ein Freipass wird dort gegeben, wo der Regelverstoß stattgefunden hat
- Strafpass (penalty pass): Ein Strafpass wird dort gegeben, wo die Spielerin gefoult wurde. Der regelverletzende Spieler wird bestraft, indem er sich neben den gefoulten Spieler bei der Ausführung des Strafpass stellen muss. Das nimmt den Spieler für die Pass aus dem Spiel. Nach dem Pass darf sich der Spieler wird frei bewegen.
Wird ein Strafpass innerhalb der Torzone gegeben, darf der GS oder GA auch direkt einen Korbversuch unternehmen.
Die typischen Regelverstöße, die zu einem Freipass oder Strafpass führen sind:
- Fußarbeit (footwork): Nach der Annahme muss die Spielerin dem Landefuß (bzw. einem der beiden Füße bei Doppellandung) stehen bleiben, bis der Pass gespielt wurde.
- Passlänge: Ein Ball muss mindestens so weit gespielt werden, dass eine gegnerische Spielerin den Ball abfangen kann. Richtwert sind 3 Fuß bzw. ca. 90 cm.
- 3-Sekunden-Regel: Nach der Annahme muss ein Ball spätestens nach 3 Sekunden weitergespielt werden.
- Jedes-Drittel-bespielen: Man darf nur von Zone zu Zone spielen. Pässe über zwei Zonen hinweg sind verboten und führen zu Ballbesitz für die gegnerische Mannschaft.
- Abseits: Steht eine Spielerin in einer Zone, die für ihre Position nicht vorgesehen ist, führt dies sofort zu Abseits.
- Wurfversuch außerhalb Torkreis: Wird ein Wurfversuch auf den Korb außerhalb des Torkreises unternommen, führt dies zu einem Freipass für den Gegner.
- Kontakt: Berührt eine Spielerin ihre Gegenspielerin, ist dies mit einem Strafpass zu ahnden.
- Behinderung (obstruction): Der Mindestabstand von 0,9m zur Gegnerin muss eingehalten werden. Dies gilt insbesondere auch bei der Verteidigung und Abwehr von Korbwürfen. Es ist erlaubt für diesen Zweck zu springen. Jedoch muss man auch gewährleisten, bei der Landung den Mindestabstand einzuhalten, ansonsten wird ein Strafpass gegeben.
Eine ausführliche Übersicht aller Regeln und deren Auslegung findest du auf den Seiten von World Netball.
Einwurf
Verlässt der Ball seitlich das Feld, erhält die Mannschaft einen Einwurf, die den Ball nicht zuletzt berührt hat.
Turnover
Gelingt es einer Mannschaft den Ball abzufangen oder durch einen gegnerischen Regelverstoß in Ballbesitz zu kommen, spricht man von einem Turnover.
Die besten Übungen
Netball ist ein hoch dynamisches Spiel. Die klare Positionsverteilung und und das Verbot mit Ball zu laufen, führt dazu, dass in dem Spiel sehr viel auf Antizipation und Lesen des gegnerischen Spiels hinausläuft.
Die zentralen Techniken (neben vielen anderen) beim Netball sind der Korbwurf, Beinarbeit, Pässe abfangen, Würfe blocken und Rebound beim Fehlwurf holen.
Drills für den Korbwurf
Da der Korb kein Brett hat, muss jeder Wurf exakt sitzen. Spielerinnen imaginieren sich einen Trichter über dem Korb, den sie mit einem hohen Wurf treffen müssen. Je gerader der Wurf, desto geringer sind die Erfolgschancen. Der Werfende sollte sich gerade zum Korb drehen, leicht in die Knie gehen und mit beiden Händen den Ball über dem Kopf führen. Die Wurfbewegung wird mit einer Hand abgeschlossen.
Würfe sollten von verschiedenen Distanzen und Wickeln sowie im Stehen und im Sprung geübt werden.
Drills für die Beinarbeit
Die korrekte Beinarbeit, vor allem bei der Annahme von Pässen, ist essentiell, um Freipässe für das gegnerische Team zu verhindern. Die Annahme mit einem oder beiden Beinen muss von jeder Spielerin beherrscht werden. Eine kontrollierte Annahme ist zudem Voraussetzung für ein schnelles Weiterspielen, um sich Vorteile für den finalen Wurf zu erarbeiten.
Drills zum Pässe abfangen (Intercepts)
Das Abfangen von Pässen erfordert viel Erfahrung und ein gutes Auge für das Spiel. Ein sinnvolle Übung, um diese Technik zu verbessern: Zwei Spielerinnen passen sich gegenseitig den Ball zu. Die verteidigende Spielerin steht hinter einer der beiden Spielerinnen und versucht von hinten mit einer Hand den Ball abzufangen. Hierbei werden die Schwierigkeitsstufen von einem einfachen Block bis hin zur Kontrollübernahme des Balls gesteigert.
Drills zum Würfe blocken und Rebound
Es gibt zwei Techniken, um einen Wurf zu blockieren. Man kann sich gegen seinen Gegner lehnen oder springen. Beim Lehnen hat man den Vorteil, schneller einen Rebound im Falle eines Fehlwurfs zu erzielen. Beim Sprung ist es eher möglich, den Ball in seiner Flugbahn entscheidend zu beeinflussen..
Team, Trainer, Training
Bis auf wenige Ausnahmen ist es schwierig in Deutschland professionelles Netball Training zu erhalten. Organisierte Teams mit Trainer gibt es allenfalls in Großstädten. Abhilfe können hier aber engagierte Sportlehrer und -lehrerinnen bringen, die in der Schule Abwechslung auf den Trainingsplan bringen.
Die Situation in der Schweiz ist deutlich vorteilhafter. Professionelles und kontinuierliches Mannschaftstraining ist hier deutlich eher möglich.
Welches Equipment brauchst du für Netball?
Outfits und Dress
Die einfachste Lösung für ein übersichtliches Spiel ist es, sich Trainings-Leibchen mit den jeweiligen Aufschriften der Positionen zu besorgen. Im professionellen Spiel sind diese bereits auf die Netball-Bibs gedruckt.
Ball für Netball
Bei einem Ball für Netball kommt es auf Gewicht, Oberflächenbeschaffenheit und Langlebigkeit an. Die Bälle sind in Größe 4 für unter Zehnjährige und Größe 5 für Zehnjährige und älter erhältlich.
Netball international
Weltrangliste
Die Netball-Weltrangliste wird regelmäßig angeführt von Australien und Neuseeland. Die zunehmende Professionalisierung des Sports führt zu festen Turnier-Strukturen in Form von Weltmeisterschaften.
Australian Diamonds
Die australische Nationalmannschaft nennt sich auch die Australian Diamonds. Die Australierinnen sind bis heute die erfolgreichste Mannschaft im Netball.
Neuseeland – Silver Ferns
Das Nationalsymbol Neuseelands gibt auch der Netball-Nationalmannschaft aus Neuseeland ihren Namen. Die Silver Ferns kämpfen regelmäßig im Endspiel mit den Australierinnen um den Weltmeisterschaftspokal.
England – Vitality Roses
Die wichtigste europäische Vertretung kommt aus England und wird mit dem Spitznamen Vitality Roses genannt.