Es sieht aus wie Handball, kennt keine Tore, dafür aber Trampoline. Das ist Tchoukball! Und nicht nur das: Die Sportart kombiniert Elemente aus Handball, Volleyball und Squash.
Bei dem Spiel geht es hoch dynamisch und rasant zu. Trotzdem gilt der Sport als nahezu verletzungsfrei, denn genau dafür wurde er konzipiert.
Inzwischen ist Tchoukball auf der ganzen Welt beliebt. Internationale Wettbewerbe zwischen Mannschaften aus ganz Europa, Lateinamerika, den USA und Asien finden mittlerweile regelmäßig statt. Das völlig zu Recht, denn Tchoukball ist eine aufregende und rasante Sportart.
Die Regeln von Tchoukball sind ziemlich einfach, sodass auch Anfänger oder Kinder den Sport schnell erlernen können. Tchoukball ist also eine tolle Möglichkeit aktiv zu bleiben und mit Freunden einen vielerorts noch unbekannten Sport kennenzulernen.
Tchoukball einfach erklärt
Beim Tchoukball spielen zwei Mannschaften gegeneinander und versuchen auf ein trampolinartiges Tor zu werfen und dabei Punkte zu erzielen. Auf dem Spielfeld stehen zwei Tore, die von beiden Mannschaft bespielt werden dürfen. Ziel ist es, den Ball auf das Tornetz zu werfen, sodass der Ball dabei unerreichbar für die andere Mannschaft zu Boden fällt.
Tchoukball ist ein kontaktloser Sport und kommt völlig ohne Tacklings oder Körpereinsatz aus.
Tchoukball fördert Teamwork, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Tchoukball ist auch für Anfänger leicht zu erlernen und kann für alle Altersgruppen und Fitnessniveaus angepasst werden.
Die Herkunft von Tchoukball
Woher kommt Tchoukball eigentlich? Der Ursprung ist beim Schweizer Arzt Hermann Brandt zu finden. Er war selbst Sportler, kam aus dem Bereich Handball und forschte zu der Frage, weshalb und wie es zu Sportverletzungen kommt. Klar wurde, dass vor allem Zweikampfsituationen Hauptursache für Blessuren oder lang anhaltende Einschränkungen für Sportler sind.
Brandt machte es sich zur Aufgabe einen Sport zu entwickeln, der ohne direkte Zweikämpfe auskommt, aber trotzdem attraktiv zum Spielen und für das Publikum ist.
So wurde die Idee von Tchoukball geboren.
Brandts Vision handelte nicht nur von einem verletzungsfreien Sport. Im Vordergrund stand auch der gegenseitige Respekt beim Spiel, der sich in der Tchoukball-Charta widerspiegelt.
Die ersten Tchoukball-Wettbewerbe fanden in den 1970er Jahren statt. Die erste World Tchoukball Championship wurde 1984 in Taiwan ausgetragen. Taiwan gehört seit Anbeginn zu den Ländern, wo Tchoukball sehr hohe Beachtung im Schul- und Universitätssport genießt.
Warum heißt der Sport Tchoukball?
Der Name hat mit dem Geräusch zu tun, das der Ball beim Auftreffen auf das Tor macht. Wirft man den Ball fest genug, entsteht beim Aufprall auf das Netz ein Geräusch, das sich wie “Tchouk” anhört.
Tchoukball in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Im deutschsprachigen Raum, ist Tchoukball am stärksten in der Schweiz verbreitet.
In Deutschland bildet der Deutsche Tchoukball-Verband das Dach für alle Vereine. Aktuell werden regelmäßige Spielmöglichkeiten in Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg in Form von Gruppen oder Vereinen angeboten. Es lohnt sich aber beim Hochschulsport, Handballvereinen oder bei städtischen Angeboten vor Ort zu erkundigen, ob sich darüber hinaus regionale Möglichkeiten für Tchoukball-Spiel ergeben.
Die Austrian Tchoukball Federation stellt in Österreich die Dachorganisation für alle Aktivitäten rund um Tchoukball dar. Der ambitionierteste Club findet sich mit RuckTchouk in Traiskirchen.
Demgegenüber spielt Tchoukball in der Schweiz mit aktuell 23 offiziellen Tchoukball-Clubs in einer komplett anderen Liga. Swiss Tchoukball organisiert Meisterschaften und ist für Nationalteams der Männer, Frauen sowie der Jugend zuständig. Insbesondere bei den Frauen ist das Schweizer Nationalteam bei Europameisterschaften unangefochtener Rekordtitelträger, wobei erstmals bei den letzten Europameisterschaften in Castellenza auch Gastgeberland Italien sowohl bei den Männern als auch Frauen triumphieren konnte
Weltweit bleibt Taiwan mit viel Tchoukball-Tradition das stärkste Land. Der internationale Dachverband International Tchoukball Federation steht allen Nationenverbänden vor und organisiert die Ausrichtung der Weltmeisterschaften.
Die Tchoukball-Regeln zusammengefasst
Nachdem du die Grundprinzipien und Spielphilosophoe kennengelernt hast, wollen wir jetzt genauer die genauen Spielregeln des Sports kennenlernen. Wie ist das Feld beschaffen? Wann gibt es Punkte, was verursacht Fehler? All das erklären wir jetzt.
Das Tchoukball-Spielfeld und Spieler
Das Tchoukball-Feld hat eine Länge von 26 bis 29 m und eine Breite von 15 bis 17 m. Das entspricht etwa der Größe eines Basketballfelds. Auf beiden Seiten des Spielfelds steht ein trampolinartiges Tor, das sogenannte Frame. Es ist 55 Grad nach hinten geneigt, damit beim Wurf der Ball abprallen kann.
Der Torraum ist durch einen Halbkreis gekennzeichnet, der einen Radius von 3,05 m beträgt. Diese sogenannte verbotene Zone darf von keinem Spieler mit Ballberührung betreten werden.
Jede Mannschaft besteht aus bis zu 12 Spielern, von denen 7 gleichzeitig auf dem Spielfeld sein dürfen. Auswechslungen können in unbegrenzter Zahl, immer nach einem Punktgewinn, erfolgen.
Tchoukball kann in offenen Veranstaltungen selbstverständlich an verschiedene Altersgruppen und Fitnessniveaus angepasst werden. Auch können die Spielfeldgrößen variieren.
Der Ablauf im Detail
Eine Partie Tchoukball besteht aus Dritteln zu je 15 Minuten. Der Sport ist sehr intensiv, daher ist es üblich, gerade im Juniorenbereich und Schulsport, die Drittel auch kürzer zu gestalten.
Beim Tchoukball spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Das Besondere ist, dass es Spielern nicht erlaubt ist, Gegenspieler anzugreifen, engen Körperkontakt zu haben oder gar Gegner zu tackeln oder zu blockieren. Selbst Pässe des Gegners dürfen nicht abgefangen werden.
Die Philosophie des Spiels ist also besser als der Gegner zu spielen. Destruktive Elemente sind bei Tchoukball nicht vorgesehen.
Ein typischer Spielablauf sieht so aus:
Eine Mannschaft ist in Ballbesitz. Die Fortbewegung und das Passspiel sind durch folgende Regeln eingeschränkt, um das Spiel lebendig und dynamisch zu halten.
- 3 Sekunden Ball halten: Ein Spieler darf den Ball nur für höchstens drei Sekunden in der Hand halten
- 3 Schritte: Ein Spieler darf mit Ball nur drei Schritte machen
- 3 Pässe: Während eines Angriffs dürfen innerhalb der Mannschaft nur drei Pässe geworfen werden. Danach muss ein Angriff erfolgen.
Aufgrund dieser Regeln kommt es im 10-Sekunden-Takt zum Angriff und Punktsituationen.
Der Angriff erfolgt meist durch einen Sprung in die verbotene Zone und einen Wurf auf das Frame, bevor man den Boden berührt. Der Abpraller muss außerhalb der verbotenen Zone landen, damit man einen Punkt erzielen kann. Gelingt es der gegnerischen Mannschaft nicht, den Ball vorher – außerhalb der verbotenen Zone – abzufangen, gewinnen die Angreifer einen Punkt.
Die Verteidiger erhalten einen Punkt, falls der Angreifer am Frame vorbei wirft oder der Abpraller in der verbotenen Zone bzw. außerhalb des Spielfelds landet. Sollte der Abpraller den angreifenden Spieler direkt wieder treffen, zählt er ebenfalls als Punkt für die verteidigende Mannschaft.
Beim Angriff ist es unerheblich, auf welchen Frame geworfen wird. Beide Frames können von beiden Mannschaften genutzt werden, um einen Punkt zu erzielen. Eine Ausnahme bildet die Regel, dass nicht vier Mal in Folge auf dasselbe Frame geworfen werden darf.
Im Fokus der Verteidigung stehen also nicht das Netz oder gegnerische Spieler. Es geht einzig um den Ball, der abgefangen werden muss, bevor er den Boden berührt. Die Antizipation des gegnerischen Wurfs und dahingehend das korrekte Postieren sind entscheidend, um eine saubere Verteidigungsstrategie an den Tag zu legen.
Der Angriff ist der einzige Moment im Spiel, bei dem der Ballbesitz regulär wechselt. Es erfolgt der Angriffswurf und die Verteidigung muss den Ball fangen und darf weiterspielen. Wenn sie den Ball nicht fängt, beginnt das Spiel mit einem Einwurf von der Grundlinie für die verteidigende Mannschaft.
Fehler, die nicht zu einem Punktgewinn führen, werden bei Tchoukball mit einem Freiwurf geahndet. Durch einen Fehler wechselt auch der Ballbesitz im Spiel. Der Freiwurf muss an der Stelle des Fehlers ausgeführt werden. Ein Freiwurf wird ausgeführt, indem ein Spieler den Ball mit beiden Händen hält und damit den Boden berührt. Anschließend muss ein Pass gespielt werden.
Die zentralen Fehler, die zu Freiwürfen führen, sind:
- Nichtbeachtung der 3-Sekunden, 3-Schritt oder 3-Pass-Regel
- Der Ball während des Ballbesitzes auf den Boden fäll
- Beim Angriff die verbotene Zone mit Ball in der Hand berührt
- Gegnerische Pässe abgefangen werden
- Gegenspieler in ihren Abläufen gestört oder behindert werden
Freiwürfe – wie auch Anwürfe zu Beginn eines Drittels oder Einwürfe nach gegnerischen Punkt – gelten als “Pass 0”. Erst ab dem folgenden Spieler beginnt das Zählen der Würfe bezüglich der 3-Pässe-Regel.
Das Spiel endet, nachdem das letzte Drittel abgelaufen ist. Gewinner ist die Mannschaft mit den meisten Punkten.
Übrigens spricht man beim Tchoukball nicht von “Siegern”, sondern benutzt das Wort “Gewinner”. Dies soll unterstreichen, dass das schöne Spiel im Vordergrund dieser Sportart steht und nicht die Dominanz oder gar die Demütigung des Gegners. Respekt, Offenheit und Anerkennung der Leistung des gegnerischen Teams stehen im Vordergrund und werden auch in der offiziellen Tchoukball-Charta so definiert.
Die offiziellen Tchoukballregeln im Detail findest du hier nachschlagen. Zudem ist eine ausführliche Interpretation der Regeln mit Beschreibung bestimmter Spielsituation verfügbar auf den Seiten des FITB.
Welche Ausrüstung brauche ich für Tchoukball?
Um Tchoukball zu spielen, brauchst du relativ wenig Material: einen Ball, zwei Tore und entsprechende Sportklamotten reichen schon aus, um in der Sporthalle mit dem Spiel zu starten. Zudem spielen viele Spieler mit Knieschonern, um vor allem bei Sprüngen mit weniger Blessuren davonzukommen.
Der Ball ähnelt einem normalen Handball. Er unterscheidet sich jedoch darin, dass er etwas weicher ist und auch der Grip etwas stärker ist als bei einem Handball. Der Ball ist schlussendlich dazu konzipiert, mit ausreichender Geschwindigkeit vom Frame abzuprallen. Tchoukbälle gibt es in verschiedenen Größen, sodass bereits auch Kinder unter 6 Jahren mit dem Ball der Größe 00 hantieren können. Erwachsene greifen in der Regel zur Größe 2. Das entspricht in etwa einem Durchmesser von 17,5 cm und einem Gewicht von 300 bis 350g. Bei Wettkämpfen der Herren kommt sogar Größe 3 zum Einsatz. Bälle kann man für ca. 20 € erwerben.
Die Tchoukballtore bestehen aus einem Netz, das an einem Aluminiumrahmen befestigt ist. Das Tor wird in der Fachsprache als Frame bezeichnet, gängig sind auch Bezeichnungen wie Rebounder oder Rückprallwand.
Die Frames gibt es in unterschiedlicher Qualität und Größe. Die Größen beginnen bei einer Mini-Form von 76 x 76 cm. Üblicherweise wird auf 100 x 100 cm große Frames gespielt. Es gibt auch Varianten von 120 x 120 cm.
Qualitativ hochwertige Frames haben starke Metallgestänge, sind stufenlos neigbar und können bei Verschleiß leicht mit Ersatzteilen repariert werden. Hochwertige Frames können darüber hinaus auch für Reaktions- und Schnelligkeitstraining bei anderen Sportarten verwendet werden, etwa beim Handball oder Fußball.
Einfache Modelle sind für unter 100 € zu bekommen. Profi-Frames können bis zu 350 € kosten.
Knieschoner haben keine speziellen Anforderungen ans Tchoukball-Spiel. Falls du also noch welche zu Hause hast, kannst du diese problemlos verwenden.
Wenn du den Einstieg suchst, empfehlen wir dir, dich nach günstigen Sets umzusehen.
Tchoukball-Taktik: Die besten Tipps und Tricks für Angriff und Verteidigung
Tchoukball ist ein rasanter Sport, der schnelles Denken und strategische Planung erfordert. Die Teams müssen in der Lage sein, schnell zwischen Angriff und Verteidigung zu wechseln und dabei ihre Gegner im Ungewissen zu lassen.
Die Verteidigung versucht sich so zu postieren, dass sie möglichst viel Personal an der Stelle stehen hat, wo der Abpraller hinfliegt. Daher ist es im Angriff wichtig, durch geschicktes Passspiel den Gegner zu verwirren und und so seine Erfolgschancen zu erhöhen.
Es gibt unterschiedliche Wurftechniken. Die Würfe können auf verschiedene Art erfolgen:
- 45-Grad-Wurf: Der Ball prallt mit ca. 45 Grad vom Netz ab und soll knapp hinter der verbotenen Zone landen.
- Linienwurf: Der Ball wird in einer Rollbewegung gegen das Netz geworfen und soll knapp an der Grundlinie aufprallen.
- 90-Grad-Wurf: Der Ball soll 90 Grad vom Netz abprallen und damit mittig vor der verbotenen Zone aufkommen.
- Lob-Wurf: Der Ball wird gezielt so gegen das Netz geworfen, dass er in hohem Bogen davonfliegt.
Die Mannschaften müssen also eine klare Verteidigungsstrategie entwickeln und in der Lage sein, Pässe und Würfe zu antizipieren. Die Verteidigung muss organisiert sein und das Spielfeld effektiv abdecken. Dabei spricht man in der Verteidigung von der ersten und zweiten Zone:
- Erste Zone: In der Regel stehen oder knien drei Spieler kurz vor der verbotenen Zone und versuchen die Angriffsbälle abzufangen oder durch Baggerbewegungen wie beim Volleyball im Spiel zu halten
- Zweite Zone: Dahinter befinden sich Spieler in der zweiten Zone, die vor allem die Aufgabe haben, Abpraller aus der ersten Zone aufzufangen
Im Angriff geht es also darum, die Verteidigung permanent zu verschieben und so Lücken zu reißen. Kurz vor dem Tor kannst du deinen Mitspieler anspielen und so die Seite verlagern. Oder man entscheidet sich für einen kompletten Seitenwechsel und spielt plötzlich auf das andere Tor.
Die Verteidigung bemüht sich, möglichst effizient den Block zu verschieben und den Angreifern keine Lücken für Punktgewinne anzubieten.
Damit du einen Eindruck von den taktischen Finessen bei Angriff und Verteidigung bekommst, solltest du dir dieses “Tchoukball – Best Plays” Video von Nations Cup Men 2018 ansehen.
Wer kann Tchoukball spielen?
Nach diesem Artikel dürfte klar sein: Jeder kann Tchoukball spielen! Der Sport versteht sich als inklusiv und wird von Menschen aller Altersgruppen und Leistungsstufen gespielt.
Es ist ein perfekter Mannschaftssport für den Sportunterricht, da er die Zusammenarbeit und den Sportsgeist unter den Mitschülern fördert und Werte wie Fairness und Respekt in den Vordergrund stellt.
Eine Unterrichtseinheit besteht normalerweise aus Aufwärmtraining und Dehnübungen, um anschließend bestimmte Spielzüge zu lernen. Gerade für Kinder gibt es entschärfte Regeln, die beispielsweise nicht auf die 3-Schritt-Regeln oder 3-Sekunden-Regeln beharren.
Und wer keine Lust hat auf Hallensport: Tchoukball kannst du natürlich auch am Strand bei Sonnenschein spielen.