Orientierungslauf ist eine Sportart, bei der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur mit Hilfe einer Karte und eines Kompasses einen Weg durch unbekanntes Gelände bahnen müssen. Das Ziel ist es, in möglichst kurzer Zeit vom Start zum Ziel zu kommen und dabei festgelegte Kontrollpunkte zu passieren.
Ist diese Sportart etwas für dich? Welche Formen von Orientierungsläufen gibt es? Und wo kannst du an Orientierungsläufen teilnehmen?
All das klären wir im folgenden Artikel.
Was ist ein Orientierungslauf?
Orientierungsläufe sind ein absoluter Natursport und damit für jeden naturverbundenen Menschen ein Traum. Zwar werden sie auch in der Stadt oder sogar Indoor angeboten. Der Fokus liegt aber auf dem Außenbereich und im Gelände.
Orientierungsläufe sind eine tolle Möglichkeit, neue Gegenden zu erkunden, sich zu bewegen und deine Navigationsfähigkeiten zu schulen. Überall auf der Welt gibt es Orientierungslaufwettbewerbe, und jeder kann mitmachen, unabhängig von seinem Fitnesslevel oder seiner Navigationserfahrung.
Übrigens ist der Orientierungslauf eine Untersportart (und zwar die populärste) der Orientierungssportarten insgesamt.
Der deutsche Dachverband des Orientierungssports “Deutscher Orientierungssport-Verband (DOSV)” unterscheidet zwischen:
- Orientierungslauf (OL)
- Mountainbike-Orienteering (MTB-O)
- Ski-Orientierungslauf (Ski-OL)
- Präzisionsorientieren (Trail-O)
In der Szene ist es üblich, den Sport nur mit dem Kürzel zu bezeichnen. Wundere dich also nicht, wenn du bei deinem ersten Lauf gefragt wirst “Wo geht’s denn hier zum OL?”.
Orientierungssport wird oft als „Sport des denkenden Menschen“ bezeichnet, da er strategische Planung, Problemlösung und kritisches Denken erfordert. Der Sport ist damit ein großartiges Training für Körper und Geist.
Warum probierst du es also nicht aus? Orientierungslauf könnte die perfekte Aktivität für dich sein.
Die unterschiedlichen Formen und Arten von Orientierungsläufen erklärt: Wie lange dauert ein Orientierungslauf?
Orientierungsläufe finden in der Stadt oder in der Natur statt. Es gibt darüber hinaus verschiedene Distanzen wie Sprints, Mittel- und Langstrecken.
Einen Orientierungslauf kann man also praktisch überall absolvieren. Grundsätzlich finden Orientierungsläufe in folgenden Terrains statt:
- Natur: Die meisten Läufe finden im Wald querfeldein statt. In der Natur können prinzipiell alle Distanzen absolviert werden.
- Urban: In der Stadt finden Orientierungsläufe in Parks oder rund um Sehenswürdigkeiten statt. Diese werden meist als Sprintdistanzen geplant.
- Halle: Als Training für zwischendurch und vor allem beliebt bei Kindern sind Orientierungsläufe in der Halle. Es werden Labyrinthe aufgebaut, die in einer bestimmten Reihenfolge durchlaufen werden müssen.
Wie lange dauert ein Orientierungslauf?
Die unterschiedlichen Längen der Läufe teilen sich in die folgenden Distanzen auf.
- Sprint: Es ist vorgesehen, dass der schnellste Läufer den Kurs in etwa 12 bis 15 Minuten absolviert. Dabei müssen um die 20 Orientierungspunkte angesteuert werden. Strecken sind ca. 5 km lang.
- Mittelstrecke: Auf dieser Distanz einigt man sich auf Siegerzeiten von 30 bis 35 Minuten bei einer Streckenlänge von ca. 8 km und 25 bis 35 Orientierungspunkten.
- Langstrecke: Insgesamt sollten die ersten nach 90 bis 100 Minuten einlaufen, bei Strecken von ca. 15 km und ca. 20 bis 30 Orientierungspunkten.
- Ultralangstrecke: Die Strecken reichen hier von 25 bis 25 km und damit Spitzenzeiten von 135 bis 150 Minuten. Meist werden hierbei ca. 20 Orientierungspunkte verlangt.
Der Kartenmaßstab variiert zwischen den Distanzen. Während beim Sprint Maßstäbe von 1:4000 bis 1:5000 gewählt werden, liegen diese auf der Langstrecke bei 1:15.000.
Natürlich können die Laufzeiten variieren und ein Durchschnittsläufer wird auch beim Sprint 30, 45, 60 Minuten oder länger benötigen. Darüber hinaus können in der Ultradistanz auch deutlich längere Distanzen geplant werden.
Rogaining, Cross-Scouting, Nacht-OL: Besondere Formen des Orientierungslauf
Weltweit gibt es neben dem klassischen Orientierungslauf noch weitere Formen dieser Sportart.
Beim Rogaining, welcher ursprünglich aus Australien stammt, geht es um extrem lange Distanzen und das dabei in meist äußerst mühsamen Gelände. Der Name ist ein akronym für “Rugged Outdoor Group Activity Involving Navigation and Endurance” was auf deutsch etwa so viel heißt wie “raue Outdoor-Gruppenaktivität mit Navigation und Ausdauer”. Der Sport wurde wohl auch nicht umsonst von Mitgliedern des Melbourne University MountaineeringClubs gegründet. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass nicht eine feste Strecke mit Start und Ziel wie beim Orientierungslauf absolviert werden muss und der oder die Schnellste gewinnt, sondern in einer bestimmten Zeit möglichst viele Stationen angelaufen werden müssen. Es gibt Stationen mit hoher und mit geringer Punktzahl. Daher kann die Taktik sein möglichst viele einfache Stationen zu erlaufen oder aber mit viel Navigationsgeschick einige schwere Ziele zu treffen.
Beim Cross-Scouting liegt deutlich mehr der Spaßfaktor im Vordergrund und wird bei zahlreichen Veranstaltungen als zusätzliche Option angeboten. Gerade auch für Kinder ist diese Form bestens geeignet und wird gerne auch auf Jugendlagern durchgeführt. Ziel ist es, eine bestimmte Strecke vom Start bis ins Ziel zu laufen. Jedoch arbeitet man beim Cross-Scouting nicht mit Kompass und Karte, sondern erhält eine Beschreibung mit mehreren Rätseln, die es zu lösen gibt. Dies können beispielsweise Fotoaufnahmen der kommenden Kreuzungen sein, in die per Pfeil die richtige Strecke eingezeichnet ist. Oder aber Beschreibungen bestimmter ikonischer Punkte im Gelände und Anweisungen, wie man weiterlaufen soll. Verlaufen gehört bei diesem Sport dazu. Worauf es ankommt, ist das frühzeitig zu bemerken und von dem Punkt zu starten, an dem man meint, sicher richtig gewesen zu sein.
Normalerweise finden die Events tagsüber statt. Na klar, denn Orientierung in der Nacht ist nicht wirklich möglich, oder? Das sehen die Anhänger von Orientierungsläufen im Dunklen definitiv anders. Grundsätzlich mit den gleichen Regeln wie ein klassischer Orientierungslauf, geht es beim Nacht-OL vor allem um die Navigation im Dunkeln mit Stirnlampe, was eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für Navigationsfähigkeiten und auch die Psyche darstellt.
Orientierungslauf in Deutschland, Schweiz und Österreich
Welche Möglichkeiten gibt es in Deutschland, der Schweiz und Österreich bei einem Orientierungslauf mitzumachen?
In Deutschland gibt es zahlreiche Landesverbände, die sich um den Ausbau der Infrastruktur rund um den Sport bemühen. Darüber hinaus gibt es den Dachverband “Deutscher Orientierungssport-Verband”, der als übergeordnetes Gremium für alle deutschen Landesverbände fungiert.
Zu finden ist dort auch eine Übersicht aller Orientierungsläufe in Deutschland. Die Seiten des O-Managers bieten zusätzlich einen guten Überblick aller Orientierungsveranstaltungen in Deutschland. Diese Plattform dient auch übergreifend zur Anmeldung zu einem Orientierungslauf.
Darüber hinaus lohnt sich auch ein Blick auf die regionalen Seiten. Hier finden sich Hintergründe zum jeweiligen Laufverband und wichtige organisatorische Infos sowie Rückblicke, die gerade bei der Vorbereitung auf einen unbekannten Lauf hilfreich sein können.
- Orientierungsläufe in Baden Württemberg
- Orientierungsläufe in Bayern
- Orientierungsläufe in Nordost (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern)
- Orientierungsläufe in Niedersachen (Hamburg, Bremen)
- Orientierungsläufe in Hessen
- Orientierungsläufe in Nordrhein Westfalen
- Orientierungsläufe in der Rheinland-Pfalz (Rhein-Main-Gebiet und Rheinhessen)
- Orientierungsläufe im Saarland
- Orientierungsläufe in Sachsen (Separat zum Orientierungslauf in Dresden)
- Orientierungsläufe in Sachsen-Anhalt
- Orientierungsläufe in Schleswig-Holstein
- Orientierungsläufe in Thüringen
Allein schon wegen der faszinierenden Bergwelt zählen Orientierungsläufe in der Schweiz und Österreich sicherlich zu den Highlights in der Welt der Orientierungsläufe.
Der “Österreichische Fachverband für Orientierungslauf” und “Swiss Orienteering” als Schweizerischer OL-Verband stellen die Dachverbände für ihre Länder dar. Eine Übersicht zu den Laufveranstaltungen findest du hier:
- Orientierungsläufe in Österreich (Separat zum Wiener Orientierungsverband)
- Orientierungsläufe in der Schweiz (Separat zum OLG Zürich)
Orientierungsläufe finden auf der ganzen Welt statt, und es gibt auch viele nationale und internationale Wettbewerbe. Egal, ob du auf der Suche nach einem lustigen Tagesausflug oder einem anspruchsvollen Wettkampf bist, Orientierungslauf hat für jeden etwas zu bieten.
Schaue dir also Läufe in deiner Nähe an und starte demnächst mit deinem Orientierungslauf-Abenteuer!
Orientierungslauf als Wettkampf
Du hast dich also schlau gemacht und möchtest demnächst bei einem Orientierungslauf mitmachen? Glückwunsch! Doch wie genau sieht die praktische Durchführung bei einem Orientierungslauf aus?
Der typische Ablauf eines Orientierungslaufs
Es geht doch nichts über die gute alte Aufregung kurz vor dem Start eines großen Laufs… mit der richtigen Vorbereitung ist das aber kein Problem und aus dem Lampenfieber wird schnell große Vorfreude. Wie läuft so eine Veranstaltung also ab?
Achte darauf mit genügend Zeit vor dem Startschuss in der Laufarena anzukommen. Dort registrierst du dich bei der Anmeldung und erhältst bei der Startnummernausgabe deine Unterlagen und Laufnummer.
Jetzt solltest du dich mit all diesen Dingen vorbereiten: einen Platz in der Nähe anderer Teilnehmer suchen und sich vielleicht noch den ein oder anderen Tipp abholen; Essen oder Snacks, denn Hunger kann zu früh nach dem Start zu Fehlern führen (vor allem, wenn es draußen heiß ist), sowie noch einen Schluck Wasser zu sich nehmen.
Letzte Ausrüstungskontrolle und dann geht es zum Startblock.
Logischerweise kann nicht jeder Läufer gleichzeitig loslaufen, da jeder bei der Orientierung auf sich allein gestellt sein soll. Daher werden Zeitblöcke im Abstand von einigen Minuten definiert. Beim Start kontrolliert der Turnierveranstalter, ob du auch wirklich zur richtigen Zeit zum Start gekommen bist.
Erst im Moment des Starts werden die Karten mit den Anweisungen an die jeweiligen Läufer ausgehändigt. Es gibt also keine Möglichkeit, sich vorher mit einer Orientierungskarte auf das Event vorzubereiten.
In diesem Moment geht das Rennen los.
Du bist dabei, dich auf ein Abenteuer einzulassen, das sich über viele Kilometern erstreckt. Das Einzige, was dir noch bleibt, ist loszulaufen!
Ab sofort geht es darum, von Posten zu Posten zu laufen und sich dabei mit seiner Karte zu orientieren.
Sobald du an einem Posten ankommst, musst du dich über ein Postenkontrollsystem an dem jeweiligen Posten melden. Das funktioniert ganz einfach: Bei einem Orientierungslauf führt jeder Läufer einen stiftförmigen Chip mit, die sogenannte Sportident SI-Card. Diese muss nur für einen kurzen Moment an die Postenkontrolle gehalten werden und schon registriert das System, dass der jeweilige Läufer den Posten in der richtigen Reihenfolge erreicht hat.
Nachdem du alle Kontrollposten erreicht hast, läufst du die Strecke immer weiter. Mach dir keine Sorgen, dass du dich verlaufen könntest. Das gehört dazu. Behalte in dem Moment einfach Ruhe, versuche zur letzten bekannten Stelle zurückzukehren und wieder von vorne zu navigieren.
Schließlich erreichst du den Endposten und kommst ins Ziel. Hier wird dein Chip ausgelesen und geprüft, ob du auch alle Posten in der korrekten Reihenfolge abgelaufen hast.
Während des Laufs wirst du auf dich allein gestellt sein. Spätestens im Ziel willst du dich mit anderen Läuferinnen und Läufern darüber austauschen, welche Abkürzungen sie genommen haben oder wie tückisch die letzten Kilometer waren. So lernst du für zukünftige Rennen und wie du Fehler vermeiden kannst.
Ambitionierte Läufer nutzen während des Laufs eine GPS-Uhr und tracken ihren Lauf mit. Die Daten können auf Plattformen hochgeladen werden und so kann jeder später bequem nachvollziehen, wie die anderen Läufer sich geschlagen haben.
Das klingt spannend? Dann erkundige dich über Orientierungsläufe in deiner Region. Falls du nicht alleine laufen willst: Orientierungsläufe können alleine oder in Teams absolviert werden. Vor allem längere Distanzen werden als Staffel absolviert. Vielleicht findest du ja Mitstreiter für dein nächstes Laufabenteuer?
Welche Aufgaben und Anforderungen muss man bei einem Orientierungslauf erfüllen?
Wenn du Jogger oder bereits ambitionierter Läufer bist und bisher auf dem Asphalt deine Kilometer abgespult hast, wirst du schnell feststellen, dass der Orientierungslauf sich deutlich aus dieser Komfortzone herausbewegt. Selbst für etablierte Trailläufer stellen Orientierungsläufe nochmal eine komplett neue Herausforderung dar.
Welche physischen, aber auch psychischen Aspekte eines Orientierungslaufs solltest du beachten, bevor du dich in das Abenteuer stürzt?
Physische Aspekte eines Orientierungslaufs
Einen Orientierungslauf wirst du niemals konstant im gleichen Pace laufen können. Die Phasen der Orientierung und des Durchlaufens der Streckenposten stellen immer wieder kurze Pausen dar. Bist du dir deines Weges sicher, kannst du schneller laufen. Die Charakteristik eines Orientierungslaufs ist also die eines unberechenbaren Intervalllaufs. Es kommen Pausen und schnelle Steigerungen, du weißt nur nie so ganz genau wann.
Unterschätzen darfst du auch nicht die unterschiedlichen Gegebenheiten des Bodens. Du läufst auf Straßen, Wegen, schmalen Trails, der Weg kann aber auch querfeldein, durch Dickicht, Bachläufe oder sumpfige Gebiete gehen. Eine gute Vorbereitung, insbesondere der Bein- und Fußmuskulatur gezielt auf dieses Event ist daher mehr als ratsam.
Orientierungsläufe sind daher untereinander kaum zu vergleichen. Jeder Lauf ist für sich genommen ein Unikat und die Leistung eines Laufs lässt sich nicht auf einen anderen übertragen. Durch die extreme Ausgesetztheit im Gelände spielt auch das Wetter einen erheblichen Einflussfaktor und kann eigentlich einfache Passagen technisch erheblich erschweren.
Um also im Orientierungslauf zu bestehen, brauchst du neben einer guten Ausdauer auch Reaktionsvermögen, Stabilität und gute Geländegängigkeit.
Psychische Aspekte eines Orientierungslaufs
Du stehst mitten im Wald. Eigentlich hätte hier doch der große Stein kommen sollen. Aber er will einfach nicht kommen. Weiterlaufen? Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Wäre es nicht schlauer, umzudrehen und sich nochmal neu zu orientieren? Und wie finde ich überhaupt zurück?
Das sind die typischen Gedanken, die dich während eines Orientierungslaufs plagen werden.
Trotzdem musst du es schaffen, den Lauf erfolgreich ins Ziel zu bekommen.
Eine zentrale Anforderung ist das korrekte Kartenlesen und Navigieren im unbekannten Terrain. Das setzt eine gewisse Gedächtnisleistung voraus, da du nicht ständig und permanent damit beschäftigt sein kannst, deine Position zu verifizieren.
Es gibt Tricks zur korrekten Handhabung der Karte. Beispielsweise solltest du diese immer möglichst klein gefaltet haben, um dich nicht mit Informationen zu fluten und deinen Daumen immer an der aktuellen Position halten und so deine Bewegung mit nachvollziehen. Mit der richtigen Taktik und Strategie ist es also möglich, wenig bis kaum in solche Unsicherheitsphasen zu kommen.
Und wenn es doch passieren sollte, gilt es Ruhe zu bewahren, seinen Stolz zurückzuschrauben und sich wirklich wieder an einen früheren sicheren Ausgangspunkt zu begeben. Diese Anker sind mental wichtig, um sich so ein Sicherheitsnetz in der Wegführung zu legen.
Stolz ist auch daher ein gutes Stichwort, da bei einem Orientierungslauf stets mehrere Wege nach Rom führen. Natürlich kann man versuchen, immer möglichst nah an der Fluglinie zwischen den Zielen zu laufen. Möglicherweise ist man aber sicherer (und dadurch auch schneller!), wenn man einen Umweg in Kauf nimmt, sich dieser aber an eindeutigen Geländemarkierungen oder sogar Wegen orientiert.
Bedenke auch, dass du zu Beginn des Rennens natürlich noch fitt bist, aber mit der Zeit natürlich deine Fitness und damit auch deine Konzentration nachlässt. Das macht dich fehleranfälliger, was gerade gegen Ende zu schlechten Entscheidungen führen kann.
Das Wissen über die eigene Leistungsfähigkeit und damit die korrekte Planung, Wegsetzung und Tempoanpassung ist schlussendlich der Punkt, der die physischen und psychischen Aspekte dieses Sports verbindet und ihn auch so faszinierend macht.
Wie kann ich mich auf die Benutzung der Orientierungskarte vorbereiten?
Bei jedem Orientierungslauf erhältst du eine sehr detaillierte Karte der Laufumgebung ausgehändigt. Diese Karte ist viel detaillierter als jede Wanderkarte und speziell für den Zweck der Orientierung in dieser Region hergestellt.
Zudem enthält das Briefing auch eine detaillierte Auflistung jedes einzelnen Posten mit den markanten landschaftlichen Gegebenheiten, die ihn umgeben.
Auf der einen Seite ist das Nutzen der Karte und der Postenbeschreibung sehr intuitiv. Wenn du bereits mit einer Wanderkarte navigiert hast, solltest du auch grob mit einer Karte für Orientierungsläufe zurechtkommen.
Auf der anderen Seite gibt es aber eine ganze Symbolwelt, die man zumindest im Ansatz kennen sollte, um später auf der Strecke die Hinweise auch korrekt zu deuten.
Wie lese ich eine Orientierungskarte korrekt?
Es gibt eine klare Zuweisung von Farben, an die sich jeder Ersteller einer offiziellen Orientierungskarte halten muss.
- Mit schwarz wird jede vom Menschen angelegte Infrastruktur sowie Fels und Stein in der Karte vermerkt.
- Grün eingezeichnet wird alles, was mit Pflanzen zu tun hat.
- Wasserläufe, Seen und alles was sonst noch mit dem nassen Element zu tun hat, wird mit blau in die Karte eingetragen.
- Gelb hinterlegt sind Flächen, die von der Sonne beschienen werden können. Das sind also Hinweise auf Lichtungen und offene Flächen.
- Schließlich wird mit Braun die Geländeform eingezeichnet. Erhebungen oder Vertiefungen ebenso wie die Form des Geländes sowie markante Stellen werden so nachvollziehbar.
Damit hast du schon grundlegend sehr viel von der Orientierungskarte verstanden.
Es gibt eine klare Regelung, wie Karten für einen Orientierungslauf gestaltet sein müssen. Diese werden von der International Orienteering Federation ausgegeben und regelmäßig geupdated. Das Regelwerk richtet sich eher an Profis und die Kartenersteller.
Für Einsteiger aber ungemein nützlich ist das O-Map Wiki, das eine perfekte Übersicht aller Spezifikationen auf einer Orientierungskarte bietet.
Wem auch das möglicherweise zu viel ist, kann auch mit der Übersicht der Kartensymbole anfangen. Die englische Variante bringt noch etwas mehr Details mit.
Wenn du grundlegend die Symbole und Farbgebung auf der Karte verstanden hast, geht es nun darum, diese auch in der Praxis umzusetzen.
Während des Laufs musst du deine Karte mit Hilfe deiner Kompasses norden. So kannst Du dich bei Unsicherheiten möglicherweise wieder neu im Gelände orientieren. Darüber hinaus solltest du ein Verständnis für Distanzen und Höhenangaben auf der Karte entwickeln, um selbstständig durchs Gelände zu finden.
Hierfür findest Du ein perfekt aufbereitetes Video von puresive films in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Orientierungslaufverband.
Was bedeuten die Postensymbole?
Zusätzlich zur Karte wird bei jedem Orientierungslauf eine detaillierte Postenbeschreibung ausgehändigt. Der Standort jedes einzelnen Postens wird hier ganz genau beschrieben.
Steht der Posten an einem Baum, einer Senke oder auf einem Hügel? Und wenn es ein Baum ist, geht es um den rechten, linken oder mittleren? Auf welcher Seite des Hügels kann ich den Posten finden? All das erklärt dir die Postenbeschreibung ganz genau.
Im Wesentlichen besteht diese aus drei Teilen und sehr viel Symbolkunde. Beim ersten Blick auf eine Postenbeschreibung, könnte man auch denken, beim Erkunden einer ägyptischen Pyramide gelandet zu sein. Wenn du die Struktur einmal verstanden hast, ist es jedoch gar nicht mehr schwer, die Postenbeschreibung effektiv für dich zu nutzen.
Überschrift
Die ersten 3 Zeilen sind die Überschrift des Rennens. Dort findest du den Namen des Rennens, deine Laufkategorie sowie die Bahnnummer, die Länge des Laufs und die Steigung.
Diese Eckdaten sollten dir grob bereits vor dem Lauf bekannt gewesen sein. Daher ist hier höchstens ein kurzer Abgleich auf Plausibilität am Start sinnvoll.
Beschreibung
Zentraler Bestandteil ist die Beschreibung jedes einzelnen Postens.
Bei einem Profi-Lauf wird diese in acht Spalten eingeteilt, wobei nicht jede genutzt werden muss. Auf die Inhalte der Spalten gehen wir hier jetzt ein:
A – Kontrollnummer
In einer fortlaufenden Zahl siehst du die Nummer des jeweiligen Postens.
Im Beispiel geht es um den dritten Posten im Lauf.
B – Kontrollcode
Code-Zahl, die sich auf dem Postenschirm befindet. Dient dir zum Abgleich, dass du am richtigen Posten bist.
C – Welches bei mehreren ähnlichen Objekten / Merkmalen?
Beim Objekt, das in Spalte D spezifiziert wird, suchen wir das zwischenliegende.
D: Postenobjekt
Im Beispiel geht es um einen Fels
E: Weitere Eigenschaften des Postenobjekts
In diesem Fall gibt es keine
F: Größe / Kombination des Objekts
Der Fels ist ca. 1 m hoch.
G: Standort des Postens
Die Postenflagge befindet sich auf der östlichen Seite des Felsens.
H: Weitere Informationen zum Posten
In diesem Fall gibt es keine
Die Liste aller Merkmale kannst du beispielsweise ausführlicher bei der Postenbeschreibung von swiss orienteering nachlesen. Insbesondere Spalte D hält einige Symbole bereit, da sie dich über unterschiedliche Merkmale wie Geländeformen, Steinformationen, Wasser oder Bodenbegebenheiten informiert.
Die gute Nachricht für Einsteiger ist: Bei den meisten Einsteigerrennen verzichten die Veranstalter auf die Variante mit Symbolen und händigen Postenbeschreibungen in Textform aus.
So würde der obige Posten in etwa beschrieben werden mit:
“Der dritte Posten hat den Kontrollcode “172”. Es geht um einen dazwischenliegenden Felsen mit ca. 1 m Höhe. Der Postenschirm ist auf der östlichen Seite.”
So ist der Orientierungslauf definitiv auch einsteiger- und kinderfreundlich. Informiere dich also am besten vorab bei den Läufen über die die Anforderungen beim Lauf.
Letzter Posten zum Ziel
In der letzten Zeile findest Du noch eine Angabe über die Beschaffenheit und Länge vom letzten Posten bis ins Ziel.
7 hilfreiche Tipps für das Training auf einen Orientierungslauf
Wie bereitet man sich nun am besten auf einen Orientierungslauf vor, wenn es doch gar keine Möglichkeit gibt, sich vorher mit der Strecke vertraut zu machen?
In der Tat ist es sogar so, dass vor Wettbewerben für einen längeren Zeitraum für alle Teilnehmer das Gelände gesperrt wird. Diese Geländesperren sind für alle verbindlich und führen bei Nichtbeachtung zum Ausschluss des Rennens.
Das Training auf einen Orientierungslauf kann daher nur als indirekte Vorbereitung gesehen werden. Das konkrete Rennen muss man immer auf sich zulassen.
Wenn du also demnächst vor hast mit deinem Training zu starten, haben wir zehn hilfreiche Tipps für dein Training zusammengestellt.
- Abseits der Wege laufen: Versuche dein reguläres Lauftraining auch abseits der normalen Wege zu verlagern und viele Trails zu nutzen. Das stabilisiert deinen Fuß, was essentiell für den Lauf ist. Bitte achte dabei stets auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur!
- Intervalltraining: O-Lauf hat viele Elemente eines Intervall-Laufs. Nutze diese Info und bereite dich konkret mit diesem Training vor.
- Neue Laufstrecken laufen: Verlasse alte Laufroutinen und versuche immer wieder neue Strecken zu erkunden. Steigere dabei immer mehr das Niveau an Auswendiglernen im Vorhinein und versuche während des Laufs keine Navigationsapps zu nutzen.
- Kartenlesen üben: Kannst du im Internet in deiner Region möglicherweise eine Original O-Lauf-Karte finden und dich damit vertraut machen? Im Kartenverzeichnis omaps.de findest du alle Karten aus Deutschland.
- Landesverbände und Ortsvereine nutzen: Mach dich in deiner Region kundig, wer Orientierungsläufe veranstaltet. Oft werden Trainingsserien zu bestimmten Terminen angeboten.
- MapRun testen: Im Zuge der Corona-Krise haben immer mehr Apps, die für kontaktfreien Sport sorgen, auch Einzug in den OL-Sport gefunden. Eine davon ist MapRun, die hier auf den Seiten vom DOSV beschrieben wird. Mit Smartphone können so virtuelle Trainingsläufe oder Wettkämpfe gestartet werden.
- Symbollesen Trockenübungen: Auch aus der Corona-Not heraus, hat der österreichische Fachverband für OL hat eine schöne Übersicht von Übungen und Spielen für zu Hause zusammengestellt. Hier kannst du beispielsweise über Memory die Symbole einer Postenbeschreibung üben.
Welche Ausrüstung und Material dürfen bei einem Orientierungslauf nicht fehlen?
Orientierungslauf ist eine tolle Möglichkeit, die Natur zu erkunden, aber es ist wichtig, dass du gut vorbereitet bist, bevor du dich auf dein Abenteuer begibst. Hier sind einige der wichtigsten Dinge, die du für einen erfolgreichen Orientierungslauf brauchst:
Der Kompass ist ein Muss, denn er hilft dir, dich auf der Karte zu orientieren und dich in unbekanntem Gelände zurechtzufinden. Solltest Du die Orientierung verlieren, hilft dir der Kompass, um die Karte zu norden und wieder deinen Standpunkt zu bestimmen.
Du kannst einen einfachen Kompass schon ab 10 Euro erwerben. Orientierungsläufer nutzen gerne spartanische und platzsparende Modelle, die nur am Daumen oder Handgelenk befestigt werden. Solche Modelle sind in der Preiskategorie von 50 bis 100 € erhältlich.
Deine Schuhe sollten entsprechend des Terrains fest und mit starkem Profil ausgestattet sein. Ein normaler Straßenlaufschuh wird dir abseits des Weges im Wald große Probleme bereiten. Sehe dich daher lieber nach einem ordentlichen Traillaufschuh um. Bei besonders hartem Gelände solltest du auch über Schuhe mit Metalnoppen nachdenken. Gute Schuhe findest du im Bereich von 100 bis 150 €.
Bei der Kleidung kannst du größtenteils bei deinen bewährten Laufklamotten bleiben. Es empfiehlt sich eher langärmlig zu laufen, wenn man viel im Dickicht unterwegs ist. Ebenso kann eine Sport(sonnen)brille nützlich sein.
Beachte bei der Kleidungswahl aber, dass du dich nicht in einem Dauerlauf befindest, sondern immer wieder Phasen der Orientierung und des Suchens haben wirst. An kalten Tagen, neigt man so zum Auskühlen. Wichtig ist also atmungsaktiver Stoff, der lange warm hält. Viele Läufer laufe gerne mit einer leichten Laufweste.
Zum Schluss gehört natürlich auch die Sportident SI-Card zum Equipment dazu, damit du dich an den Streckenposten registrieren kannst. Hierfür werden ca. 70 € fällig.
Zubehör wie eine Pfeife oder ein Erste-Hilfe-Set können hilfreich sein und sind je nach lauf auch vorgeschrieben.
Das Investment in diesen Sport ist größtenteils einmalig. Einzig die Laufschuhe und die Bekleidung werden einen Verschleiß haben und deswegen regelmäßig gewechselt werden müssen.
Mit diesen Dingen bist du für jeden Orientierungslauf gerüstet.
Für wen sind Orientierungsläufe geeignet?
Mit all den Infos klingt der Sport vielleicht etwas kompliziert. Mit ein wenig Übung hat aber jeder Spaß bei diesem Sport. Denn Orientierungslauf ist für jeden geeignet, unabhängig von Alter und Fitnesslevel. So gut wie jeder kann an einem Orientierungslauf teilnehmen!
Die Organisatoren bemühen sich Strecken für jeden Fitness- und Kompetenzlevel Strecken und Schwierigkeitsgrade anzubieten. So ist für jeden etwas dabei und gleichzeitig immer der Ansporn vorhanden, beim nächsten Mal etwas Komplizierteres zu testen.
Das Schöne ist: Auch Familien können gemeinsam teilnehmen, und Kinder im Alter von sechs oder sieben Jahren schaffen es oft schon, den Parcours zu bewältigen. Allerdings erfordert der Orientierungslauf ein gewisses Maß an Ausdauer und Durchhaltevermögen, so dass sehr junge Kinder vielleicht etwas Unterstützung brauchen. Für Kinder im Schulalter ist der Orientierungslauf eine gute Möglichkeit, sich zu bewegen und das Kartenlesen zu lernen.
Und für Erwachsene ist der Orientierungslauf eine lustige und herausfordernde Art, die freie Natur zu erkunden. Orientierungsläufe werden in der Regel in verschiedene Altersgruppen eingeteilt, so dass sich alle auf gleicher Augenhöhe messen können.
In den Reihen der Profis gibt es viele hartgesottene Athleten, die den Sport sehr ernst nehmen. Aber letzten Endes ist Orientierungslauf für alle da, um Spaß zu haben.
Egal, wie alt du bist oder welche Fähigkeiten du hast, probiere es aus – du könntest dich selbst überraschen!